Fördergesellschaft Kinderkrebs-Neuroblastom-Forschung e.V.

Forschungsprojekte

Zwei neue Forschungsprojekte starten im Jahr 2021 mit Unterstützung der Fördergesellschaft:

Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wird mit dem Projekt “Isolation und Klonierung neuer humaner Antikörper zur spezifischen Lyse des Neuroblastoms” begonnen.

Die Immuntherapie im Rahmen einer monoklonalen Antikörpergabe konnte die Überlebensrate von Neuroblastompatienten bereits erheblich verbessern. Die Umsetzung der GD2-gerichteten Behandlung in eine CAR-T-Zelltherapie blieb bisher allerdings hinter den Erwartungen zurück. Neben der Weiterentwicklung aktueller Behandlungsstrategien werden daher neue Zielstrukturen als Angriffspunkt der Immuntherapie dringend benötigt. Besonders attraktiv erscheint in diesem Kontext ein bereits 1996 beschriebener, natürlich im Blut von einigen gesunden Menschen vorkommender IgM-Antikörper, der spezifisch Neuroblastom-Zellen lysiert. Bisher konnte dieser Antikörper allerdings noch nicht aufgereinigt klinisch eingesetzt werden. Ziel des vorliegenden Forschungsprojekts ist es den damaligen Befund aufzugreifen und mit modernen Techniken einen solchen Neuroblastom-spezifischen Antiköper aus gesunden Probanden zu klonieren, präklinisch aufzuarbeiten und in eine CAR T-Zelltherapie weiterzuentwickeln.

Das Universitätsklinikum Tübingen beginnt mit dem Forschungsvorhaben “Adapter CAR T-Zellen (AdCAR-T) zur Behandlung des Neuroblastoms”

Immuntherapeutische Behandlungsstrategien, insbesondere monoklonale Antikörper (mAbs) gegen das Antigen GD2, konnten bei minimaler Resterkrankung die Überlebenswahrscheinlichkeit von Kindern mit Neuroblastom deutlich verbessern. Leider ist die Wirksamkeit von mAbs bei großen, schnell wachsenden Tumoren sehr eingeschränkt. Ein vielversprechender therapeutischer Ansatz sind sogenannte Chimäre Antigen Rezeptor (CAR) exprimierende T-Zellen (CAR-T). CAR-T sind spezialisierte Immunzellen, die durch genetische Veränderung Tumorzellen gezielt erkennen und zerstören können. Um die Funktion dieser Zellen besser zu kontrollieren wurde ein neuartiges System, AdCAR-T, entwickelt, welches erlaubt, CAR-T ein und aus zu schalten sowie zeitgleich mehrere Zielstrukturen auf Krebszellen anzugreifen. Ziel des Forschungsvorhabens ist die präklinische Entwicklung von AdCAR-T zur gezielten Behandlung von Neuroblastomen, in Vorbereitung einer Klinischen Studie. Darüber hinaus sollen Neuroblastome umfassend immunologisch untersucht werden, um Resistenzmechanismen zu verstehen und die Therapie weiter zu optimieren.

Die Fördergesellschaft unterstützt aktuell zwei weitere Forschungsprojekte:

“Neue Behandlungskonzepte für Hochrisiko-Neuroblastome auf der Basis von Einzelzell-Sequenzierung” (Deutsches Krebsforschungszentrum/KIndertumorzentrum Heidelberg)               

Die Krebsforscher in Heidelberg arbeiten daran, möglichst eine genaue individuelle Risikoabschätzung bereits bei der Diagnose vornehmen zu können, um die Therapie besser an die Eigenschaften des jeweiligen Tumors anzupassen. Dazu hat die Forschergruppe eine Sequenziermethode entwickelt, die es ermöglicht, einzelne Zelltypen im Neuroblastom molekular zu analysieren.

„Metronomische Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit rezidiviertem und progedientem Neuroblastom“ (Uniklinik Köln)

Nur 25% aller Patienten mit rezidiviertem Hochrisikoneuroblastom sind 1 Jahr nach der Diagnose ohne weitere Progression. Die metronomische Therapie, die Verabreichung einer Medikamenten-Kombination zielt nicht nur auf die Tumorzelle allein, sondern auch auf das Tumorgewebe-versorgende Gefäßsystem (Angiogenese) und auf das Immunsystem im Tumor ab. Aufgrund der niedrigen (dafür kontinuierlichen) Dosierung ist die Toxizität erwartungsgemäß gering. Es werden nicht nur Zytostatika, sondern auch andere bekannte Medikamente eingesetzt.
Mit der Studie soll die Verträglichkeit und Wirksamkeit einer Medikamenten-Kombination untersucht werden. Möglich ist diese Behandlung an den Universitätskliniken in Bonn, Essen, Frankfurt(Main), Freiburg, Köln, Leipzig und München.

Seit der Vereinsgründung wurden weitere Projekte gefördert:
1997 wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg das Projekt „Chromosom 1p – Veränderungen beim Neuroblastom“ realisiert. Die Fördergesellschaft finanziert die Anschaffung eines Analysegerätes.

Von 1997 bis 2008 wurde an der Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde der Universitätsklinik Köln das Projekt „Vergleichende Evaluierung molekularbiologischer Risikofaktoren im Neuroblastom -Tumorgewebe durchgeführt. Das Projekt wird inzwischen auch durch die Initiative des Vereins aus Mitteln der Krankenkassen finanziert.

Von 2004 bis 2009 wurde an der Universitätsklinik Charité in Berlin ein „DNA-Impfstoff zur aktiven Immuntherapie des Neuroblastoms“ entwickelt. Für die Immuntherapie wurde patentrechtlicher Schutz erteilt, was eine Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie zur Produktion eines Impfstoffs für die klinische Anwendung bei erkrankten Kindern ist. Die Studie wurde im „European Journal of Cancer“ veröffentlicht. Das Bio-Tech Unternehmen Apeiron AG hat 2017 die Zulassung für die Immuntherapie zur Behandlung am Neuroblastom Erkrankter erhalten.

Ab 2010 wurde das Projekt „Verbesserung der Spezifität therapeutischer Ansätze beim Neuroblastom mittels Arsentrioxid-beladener anti-GD2 getargeter Immunolipsomen“ (Unikliniken Tübingen und Freiburg) unterstützt.
Der Ansatz des Projektes ist der Einsatz von Antikörpern, zum Einen zur Stimulation des Immunsystems, und zum Anderen zur gezielten Therapie des Tumors mit wucherungshemmenden Substanzen, die mittels des Antikörpers gezielt an den Tumor herangeführt werden unter maximaler Schonung des gesunden Gewebes.Ziel ist es, Medikamente oder Substanzen mittels eines tumorspezifischen Antikörpers an die Tumorzellen zu bringen. Da Medikamente nicht einfach an Antikörper gekoppelt werden können, müssen sie zuvor in irgendeiner Form verpackt werden. Untersucht werden in dem Projekt als Medikament das Arsentrioxid (ATO) und der GD2-Antikörper.

In den letzten Jahren wurde an der Universitätsklinik Köln das Projekt „Systematische Identifizierung aktivierender Mutationen in Onkogenen bei Hochrisiko-Neuroblastompatienten – ein Konzept zur Entwicklung neuer Therapiestrategien“ umgesetzt.

Die genaue Kenntnis über Veränderungen (Mutationen) in der Erbinformation der Krebszellen, die zur Entartung geführt haben, ist eine Voraussetzung für die Etablierung neuer Behandlungsansätze beim Neuroblastom. Durch die neue Technologie der Hochdurchsatz-Sequenzierung ist die Identifizierung dieser Mutationen möglich geworden.
Das langfristige Ziel ist, durch die Bestimmung der genetischen Veränderungen des Tumors für alle Neuroblastom-Patienten eine individuell zugeschnittene Therapie zu etablieren.